Eltern bekommen von ihren Kindern oft diese Frage zu hören: Warum? Oder: „Warum ist Wasser nass?“, „Warum brauche ich bei Regen keine Sonnencreme zu tragen?“ „Warum ist die Banane krumm?“ Kinder erkennen instinktiv, was bedeutsam ist: das Warum einer Sache, oder zu englisch „why“.
Der Anthropologe Simon Sinek ging der Frage nach, was der Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen ist. Aus seiner Suche hat er den „golden circle“ bzw. das „Why? How? What?”-Prinzipentwickelt. Denn: In seiner Suche nach dem Unterschied erkannte er, dass Unternehmen, welche sich mit dem Warum bzw. dem Grund ihres Handelns beschäftigen, erfolgreicher waren, als solche, die sich mit der Umsetzung bzw. dem Produkt auseinandergesetzt haben. Daraus entwickelte er das „golden circle“-Model, welches veranschaulicht, wie die Aspekte des Warums (why), dem Wie (how) und dem Was (what) ineinandergreifen. Doch warum macht das why erfolgreich?
Das “golden circle”-Modell nach Simon Sinek (Copyright Refine Projects AG)
Sinek erklärt, dass sein Modell nicht nur eine Kommunikationsleiter darstellt, sondern auf Prinzipien der menschlichen Biologie basiert. Genauer gesagt: Es deckt sich perfekt mit der Funktionsweise unseres Gehirns ab.
Wenn wir uns den äußersten Kreis des Modells – das WAS – ansehen, spiegelt er sich im äußeren Abschnitt des Gehirns – dem Neokortex. Er ist für rationales und analytisches Denken, sowie unsere Sprache zuständig. Er ermöglicht es uns, Fakten und Zahlen, Merkmale und Vorteile zu verstehen.
Die Kreise des WIE und WARUM finden sich im mittleren Bereich des Gehirns wieder – dem limbischen System. Es ist der Ursprung des Verhaltens sowie der menschlichen Entscheidungsfindung. Das limbische System steuert zudem Gefühle wie Vertrauen und Loyalität. Was es jedoch nicht kann, ist die Fähigkeit zur Sprache. Darum das diffuse „Bauchgefühl“, welches wir empfinden, wenn wir Entscheidungen treffen, die wir mit Worten jedoch nicht begründen können.
Durch diese biologische Aufteilung der Kompetenzen fällt es uns mitunter schwer, unsere Gefühle in Worte zu fassen (“Worte können nicht beschreiben, was ich für Dich empfinde“) sowie unsere Entscheidungen und Handlungen zu begründen.
Viele Wissen, WIE sie es tun und gehen davon aus, dass Dinge, welche man macht, einen von der Masse abheben. Die höhere Bedeutung des Ganzen, WARUM man etwas macht, können Sie jedoch nicht in Worte fassen. Innerhalb eines Unternehmens kann das zu Orientierungslosigkeit führen und dadurch entstehen schlechte Ergebnisse.
Jedes Unternehmen optimiert seine Produkte und strebt danach sich von der Konkurrenz – zu seinem Vorteil – abzugrenzen. Günstigere Preise, höhere Qualität, schnellere Erreichbarkeit, das sind alles wichtige Faktoren für die Kaufentscheidung. Aber: Diese „harten“ Fakten sind im Kaufprozess nicht mehr ganz so entscheidend, wenn den Produkten und Dienstleistungen ein emotionaler Wert verliehen wird. Und das müssen Unternehmen schaffen: Ihre Werte glaubhaft auf emotionaler Basis zu vermitteln, um sich prägend von ihrer Konkurrenz abzuheben.
Legendäre Persönlichkeiten wie Steve Jobs oder Martin Luther King Jr. waren in der Lage, Gefühle in Worte zu fassen und konnten damit sich selbst, ihre Kollegen, ihre Kunden oder Menschengruppen zum Handeln inspirieren.
Fragen sie sich einmal selbst, warum Sie etwas tun: Sei es privat oder in einem Unternehmen. Was treibt Sie an? Warum stehen Sie morgens auf? Der golden circle ist vielfältig einsetzbar: Nutzen Sie ihn als Leitfaden für strategische Entscheidungen zur Verbesserung der Unternehmenskultur, der Führung, der Produktentwicklung sowie dem Marketing. Nutzen Sie ihn auch für Ihre persönliche Zielerreichung. Wenn Sie ihr Warum dann aber entdeckt und für sich definiert haben, richten Sie sich in all ihren Handlungen und Botschaften danach. Oder: „Start with why“.